Stimmengeräusche, abgestandene Luft, verschiedene Hautfarben, Stöße… Alle Sinne nehmen an einem Tag in der U-Bahn teil. Es ist komisch und zugleich fantastisch, Leute aller Länder zu treffen, Fremdsprachen zu hören, Touristen Auskunft zu geben. Aber es ist auch umständlich und schwer für Leute, die wegen der Arbeit müde sind und keinen Sitzplatz haben. Die U-Bahn ist eine ganze Welt: Wenn ich einsteige, kann ich überall Merkwürdiges und Interessantes sehen. Mir gegenüber sitzt ein Mann, der Musik hört; neben ihm liest eine vornehme Frau einen Roman, sie schmunzelt und während ich sie anschaue, stelle ich mir den Inhalt des Buches vor; am anderen Ende des Zuges bittet eine alte Frau um Hilfe; sie hat zwei Kinder, aber keine Geld mehr. Viele Personen wollen sich entspannen; es ist aber unmöglich, weil ein Kind wie ein Schlosshund heult… es ist vielleicht krank oder es leidet unter der Hitze. Man muss nämlich erwähnen, dass es in der U-Bahn keine Klimaanlage gibt, sodass es im Winter eiskalt und im Sommer schwül ist. In der Nacht wird die U-Bahn aber zu einer Parallelwelt. Leute, die kein Haus haben, machen sich fertig für die Nacht… Dies ist der arme und „unsichtbare“ Teil der Gesellschaft. Sie rollen ihren Schlafsack aus, suchen Schutz vor Kälte und hoffen auf das Morgen. Mit ihnen zusammen treten die Graffitimaler auf den Plan, die berühmten „Writers”: Sie geben ihrer Vorstellung Raum und, während sie bunte Sprühdosen leeren, schaffen sie Freihandzeichen, die den Atem rauben. Ja... Es besteht eine Welt, die Angst einjagt. |
Freitag, 12. Dezember 2008
In der U-Bahn. Eine Situationsbeschreibung (Erika Borali)
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