Freitag, 12. Dezember 2008

Wer hat zu sagen, wie man heutzutage leben soll? (Enrika Adriunaite)

Heute Abend hätte ich das Bedürfnis mit irgendwem zu sprechen, irgendwen zu fragen: Wie war’s denn heute? Was hast Du gemacht? Was gibt’s denn Neues? Aber keiner ist da, oder keiner hat Zeit oder Lust, sich zu unterhalten. Und es passiert so oft, dass wir keine Zeit für einander haben.
Lieber Leser, wenn sie sehr gute Laune haben, dann wird es besser sein, wenn sie nicht mehr weiterlesen. Ich möchte nicht diese gute Stimmung verderben.

Also kann ich jetzt ruhig fortsetzen. Wie meinen Sie: Ist heute eine offene, ehrliche Beziehung des Menschen zu den anderen Menschen noch möglich? Ich glaube, sie ist eine sehr seltene Erscheinung geworden und muss wie eine Stecknadel im Heuhaufen gesucht werden. Wieso ist man so leer, fremd und oberflächlich geworden?
Je länger ich lebe, desto einsamer fühle ich mich. Und jedes Mal stelle ich mir die Fragen: Bin ich der Grund dafür? Bin ich denn so anders? Wie soll man leben? Was mache ich falsch? Es mag schon sein, dass ich mich manchmal irre oder die Dinge anders verstehe. Aber genauso kann es doch nicht sein, dass immer nur ich falsch handle?!
Ich habe viel über die Beziehung des Menschen zu seinem Nächsten und über das Geld und die Macht, die die einzigen geschätzten Werte in unserer Gesellschaft zu sein scheinen, nachgedacht. „Geld, Macht und keine Skrupel“ scheint heutzutage die tatsächliche Formel zum Glücklichsein zu sein. Auf diese Weise wird man stark, interessant, viele Türen öffnen sich und so fühlt man sich fast „allmächtig“. Trotzdem ist im Leben für jede Sache ein Preis zu bezahlen. Deshalb passiert es ganz oft, dass der Verstand dieser Menschen immer kleiner wird, indem die Ansprüche größer werden.
Jetzt lasst mich aber wieder zum vorherigen Thema zurückkehren. Meiner Meinung nach gibt es viele Ursachen, die eine aufrichtige Beziehung zwischen Personen hindern. Als den ersten und wichtigsten Grund sehe ich den Vertrauensmangel untereinander. Man hat Angst, so zu sein, wie man ist; denn auf diese Weise entblößt man sich und so wird man leicht verwundbar. Das Gute, das wir haben, wird sehr oft von anderen Menschen für ihre persönlichen Interessen missbraucht und die Schwächen werden verwendet, um weiter die anderen Personen zu erniedrigen; so können sie selbst stärker werden. Man erniedrigt häufig aus Neid, wenn einer eine bessere soziale oder ökonomische Stellung hat oder wenn man einfach glücklicher scheint, oder es wird auch aus Scham gemacht, weil es ihnen selbst an Mut fehlt, ihre eigene Schuld zuzugeben und sie ihren guten Namen nicht „schmutzig“ machen wollen.
Ist es Ihnen nie so vorgekommen, dass sie nicht mehr wussten, was das Richtige und was das Falsche ist? Haben denn die Werte noch einen Sinn? Ich bin fast überzeugt, dass so was nicht mehr existiert. Man scheint manchmal sogar in einer umgedrehten Welt zu leben. Ich fühle mich ein einem totalen Black-out. Man hat keine Orientierungspunkte mehr. Genauer nachgedacht gäbe es aber schon eine Lösung, um in der heutigen Welt leben zu können: eine Maschine werden; eine Maschine ohne Gefühle, ohne Skrupel, blind und taub, aber modern und im Schritt mit der Zeit. Es gäbe keine Umgangsprobleme, keine Unpässlichkeit, kein Unwohlsein, denn man würde ein Programm gemäß der kontextuellen Bedürfnisse einschalten.

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